von Holmes » 9. Januar 2010 10:34
Ob der Hund sich auf der richtigen Spur einsortiert, weißt Du im Einsatz nie. Die Gewissheit erlangt man erst nach langwierigen Trainingseinheiten mit sinnvollem Hintergrund und einer qualifizierten sowie kritischen wie ehrlichen Ausbildung. Seine eigenen Grenzen finden, erkennen, kritisch betrachten und im Ergebnis ehrlich bleiben, sind Punkte, die nicht ausser acht zu lassen sind.
Es fängt beim Start an. Die vielen kleinen Details in der Ausbildung eines Hundes sind an dieser Stelle Garant für einen sicheren Start. Alles auseinander zu schreiben, warum, wie, was, wann funktioniert kommt einem Buch gleich. Nur im Groben dargestellt, sollte einem der letzte Aufenthaltsort der zu suchenden Person bekannt sein. Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Geruchsartikel gelegt werden und da ist Hintergrundwissen gefragt um auch recht viele Geruchsartikel zu finden, die den Individualgeruch der Person tragen. Zwei Punkte von vielen, um möglicherweise bei der späteren Interpretation des intuitiven hundlichen Verhalten Aussagen zu den Geschehnissen auf der Trail zu treffen, sofern der Hund dazu in der Lage ist, eine solche Spur zu erarbeiten.
Wir für uns verwenden sehr viel Zeit in den Bereich des Fokussierens/ Konzentrierens des Hundes auf die Spur. Schnelle, kurze Arbeiten mit einer klaren Aufgabenstellung in den unterschiedlichsten Bereichen des Alltags mit den für den Hund angepassten Schwierigkeitsgraden haben einen recht hohen Stellenwert. Der wichtigste Part ist das Erkennen der hundlichen Verhaltensweisen in den unterschiedlichsten Bereichen eines Trails. Das Lesen des Hundes wird recht oft mit den falschen Interpretationen belegt.
Gerade der Bereich des Starts ist ein nicht zu verachtender Part, der einer besonderen Betrachtung bedarf. Das Pre-Scent/ Vorgeruch erfüllt für mich im Ritual des Startbereichs ein ganz entscheidender Zweck.
Sollte nach den unzähligen Trainingseinheiten der Hund sicher im Abgleich Geruchsartikel mit der zu suchenden Geruchsspur sein, kann in recht kurzer Zeit am Startpunkt die Aussage getroffen werden, ob eine zutreffende Spurenlage vorhanden ist oder nicht. Aufgrund des Trainings der Startsequenzen zeigen die Hunde recht deutlich durch Kopfbewegungen, Körperspannung, Fokussierung auf die Spur, ob der präsentierte Geruch in der näheren Umgebung wieder gefunden wird. Sie orientieren sich sehr stark nach den angebotenen Geruchsartikeln, da sie die auf dem Boden präsentierten offenen Bekleidungsteile oder die abgestellten Tüten als zielführend erkannt haben, um das ihnen konditionierte Spiel der Jagd spielen zu können.
Im Umkehrschluss ist bei einem nicht vorhandenen Geruchsbild der zwischen meinen Knien eingeklemmte unter Spannung stehende Hund nach erster Präsentation des Geruchsartikel bestrebt eine Komponente des Geruchs in seinem Umfeld zu finden. Im weiteren Verlauf des Startrituals bemerkt man, sofern man diese Details als wichtig erkennt, dass der Hund seine Kopfbewegungen nicht konzentriert in eine Richtung bringt, sondern mit manchmal hektischen Bewegungen versucht, den Scent zu finden. Bei der zweiten Präsentation des Geruchsartikel zeigt der Hund deutlich auf, dass er nichts an Geruch lokalisiert hat. Die Körperspannung ist mit einem Schlag aus dem Hund entwichen, es geht ihm förmlich die Luft aus. Nach Schließen der Schnalle am Geschirr startet der Hund verhalten, geht schnell in eine Kreisbewegung und versucht Geruchspartikel passend zum Geruchsartikel zu finden. Er lässt sich im Kreis führen und ist nicht bestrebt durch zu starten. Das erleben wir bei Hunden, die wir Schritt für Schritt in den Bereichen Motivation und Starts aufgebaut haben.
Die Suggestion ist ein wichtiger Punkt für den Bereich des Startrituals, drum ist ein kreatives Arbeiten an dieser Stelle mit vielen Variablen nicht zielführend, da der Hund aufgrund unsere Unzulänglichkeit recht schnell unsicher wird und wir mit unserem Wissen über den Spurverlauf ihm mit bewussten und unbewussten Körperspannungen und Verhaltensweisen über diese Unsicherheit hinweg helfen.
An diesem Punkt wäre ich nun bei der dem Startritual vorgeschalteten Anzeige über einen positiven Spurverlauf nach Tom. Für mich persönlich kommt solch ein Training nicht in Frage, da ich recht viele Ressourcen meines motivierten Hundes unter Kontrolle stellen müsste, was ich aufgrund seiner Selbstständigkeit als nicht mehr praktikabel betrachte. Ich möchte meinem Hund die Freiheit zugestehen mir Geruchsbehindertem die Spurenlage mit seinen intuitiven Verhaltensweise sichtbar zu machen. Da sind mir einschränkende und zufällige konditionierte Verhaltensweisen eher im Weg.
Was mir persönlich besonders wichtig erscheint und so praktiziere ich es auch in den Trainingseinheiten, dass mein Hund nicht durchstartet, da er der Meinung ist: Wir stürzen los und das mit dem Geruch wird sich finden.
Für mich nicht passende Verhaltensweisen meines Hundes werden zu jedem Zeitpunkt auch wenn ich einen Spurenverlauf nicht weiss, korrigiert. Alles kann ich hinnehmen, nur ein unnützes kilometerweites Rennen ohne Scent nicht.