Galoppierende Beagle - Zeichen für Spur verloren?

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Re: Galoppierende Beagle - Zeichen für Spur verloren?

Beitragvon Schnüffelnase » 16. November 2009 11:14

marcyxy hat geschrieben:wenn er nie gelernt hat, wie schön "alleine jagen" sein kann und womöglich ihm wild unschmackhaft gemacht wurde und wenn er gelernt hat, dass menschen jagen spaß macht, lohnenswert und futterbringend ist, dann ja. ansonsten
wird bei den allermeisten hund wild sicherlich immer höher im ranking sein als mensch.

was meinst Du mit "und womöglich ihm wild unschmackhaft gemacht wurde"?
Wie ist das konkret zu verstehen?

und wie definiert Ihr "alleine jagen", "schon Jagderfahrung gesammelt haben"...?
Wo ist die Grenze zwischen "den Hund auch mal Hund sein lassen und bissi auf der Wiese oder im Garten rumschnüffeln lassen", und "jagen" (das selbstbelohnende Jagdverhalten beginnt ja nicht erst beim Hetzen...)?

Wenn z.B. ein kleiner Jagdhundwelpe (der mal ein Mantrailer werden soll) ins Haus kommt und aufgezogen wird,
worauf würdet Ihr achten?

LG, Ulrike
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Re: Galoppierende Beagle - Zeichen für Spur verloren?

Beitragvon marcyxy » 16. November 2009 16:06

was meinst Du mit "und womöglich ihm wild unschmackhaft gemacht wurde"?
Wie ist das konkret zu verstehen?

es gibt hunde (gerade aus leistungslinien), die schon in früher welpenzeit auf wild geprägt werden.
oder südis, die schon jagdlich im einsatz waren, bevor sie in d importiert wurden.

und wie definiert Ihr "alleine jagen", "schon Jagderfahrung gesammelt haben"...?
Wo ist die Grenze zwischen "den Hund auch mal Hund sein lassen und bissi auf der Wiese oder im Garten rumschnüffeln lassen", und "jagen" (das selbstbelohnende Jagdverhalten beginnt ja nicht erst beim Hetzen...)?

die grenzen sind fließend und individuell......wenn man natürlich dem hund das möwen-scheuchen oder verbellen vom wildschweingatter erlaubt (ist ja sooo niedlich) und beim gassigang den weg des hundes einschlägt oder ihn jedesmal sich selbst überläßt, dann ist die wahrscheinlichkeit, dass hundi sein jagen ausbauen wird, natürlich größer als bei früher "kanalisation".

Wenn z.B. ein kleiner Jagdhundwelpe (der mal ein Mantrailer werden soll) ins Haus kommt und aufgezogen wird,
worauf würdet Ihr achten?

fun, fun, fun beim trailen von anfang an. negative assoziation von wild.

grüße
susanne
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Re: Galoppierende Beagle - Zeichen für Spur verloren?

Beitragvon Reddog » 16. November 2009 16:46

Hallo Schnüffelnase,
Hallo Susanne,

Hat ein Hund einmal erfolg beim jagen, so wird er es immer wieder tun.
Und dazu gehört auch das jagen nach Mäusen, was immer wieder verharmlost wird. Beim Mantrailing ist das Jagdverhalten nicht angebracht, deshalb sollten Mantrailer von Anfang an eine „negative Assoziation zum Wild erhalten“ wenn sie diesem einer Aufmerksamkeit einräumen, wie Susanne ja schon gesagt hat.
Ich führe zwei Schweißhunde die aus einer jagdlich geführten Zucht stammen. Keiner der beiden Hundedamen interessiert sich für Wild. Das konnten wir spielerisch im Welpen- und Junghunden Alter unterbinden. Und das in einem sehr hoch frequentierten Wildgebiet.
Mit freundlichen Gruss
Reddog


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Re: Galoppierende Beagle - Zeichen für Spur verloren?

Beitragvon Schnüffelnase » 16. November 2009 17:27

Reddog hat geschrieben:deshalb sollten Mantrailer von Anfang an eine „negative Assoziation zum Wild erhalten“ wenn sie diesem einer Aufmerksamkeit einräumen, wie Susanne ja schon gesagt hat.

und wie konkret?
Was machst Du z.B., wenn klein-Jagdhund-Trailer zum ersten mal eine davonrennende Mieze oder Eichhörnchen fixiert und hinterher will, um dem Wuffelchen eine "negative Assoziation" zu verknüpfen?

LG, Ulrike
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Re: Galoppierende Beagle - Zeichen für Spur verloren?

Beitragvon Reddog » 16. November 2009 18:29

Es gibt da eine Faustregel. Der Mensch muss interessanter sein als eine Katze, ein Reh, oder das Wildschwein. Und wenn Du Mantrailing machst, dann sollte der Mensch selbstverständlich hoch im Kurs des Hundes stehen, als alles andere. Sollte der kleine Hund bei einer Übung nicht die Menschenspur verfolgen, sondern eine Wildspur, dann hat der kleine Hund, noch nicht begreifen können was Du von ihn möchtest. Das MT sollte spielerisch aufgebaut werden. Der Mensch sollte durch das Spiel Mantrailing das Objekt der Begierde für den Hund werden. Dieses Ziel muss erreicht werden. Bei einem kleinen Hund kannst du auch nicht sofort erwarten das er alles gleich richtig macht . Er muss ja noch, seine Umwelt begreifen lernen. Sollte er auf einer Wildspur gehen dann muss das unterbunden werden. Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt.

Und fertige Rezepte zur Problemlösung gibt es nicht. Jedes hundliche Problem ist individuell !!!!
Mit freundlichen Gruss
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Re: Galoppierende Beagle - Zeichen für Spur verloren?

Beitragvon Holmes » 21. November 2009 11:54

Den Gedanken des Interessanter seins würde ich auf den Weg der Ausbildung schieben. Für den Hund ist es völlig gleichgültig, was er sucht. Wir als Hundeführer müssen ihm das Interesse für nur die eine Spur schmackhaft machen. Es ist ein Jagdspiel, drum nutzen wir in unserem Weg der Ausbildung die schnelle Arbeit des Hundes bei einem für ihn interessanten Reiz.

Für dieses Spiel muss sich keiner in Szene setzen, vielmehr ist ein kontinuierlicher Aufbau das Interessante an dem Spiel. Hunde lernen im allgemeinen sehr schnell. Das heißt, wenn derjenige am anderen Ende der Leine seinen Hund mal mehr oder weniger konsequent auf einer Spur führt, wird das Suchen des Hundes immer ein Frage und Antwortspiel sein.

Für mich hat es immer etwas mit einem Endprodukt zu tun. Mal ein Beispiel aus meiner Sicht:

Wir haben die Vorstellung, Hund sollte mit einem definierten Tempo eine Spur absuchen, sodass wir in einem guten Schritttempo nachkommen. Drum setzen wir dem auf der Spur arbeitenden Hund ein mehr oder weniger dosiertes Gewicht unseres Körpers zum Nachziehen entgegen. Die Ausbildungsschritte für dieses gewünschte Arbeitsverhalten sind von Ausbildungsphilosophie zu Ausbildungsphilosophie verschieden.

Unsere Erfahrung ist die, dass wir dem Hund die Möglichkeit geben, schnell an sein Ziel zu kommen. Wir laufen in den kleinen Spieleinheiten auch mal zügig nach. Geben dem Hund die Möglichkeit seine Sinne, die auf schnelle, triebgesteuerte oder intuitive Verhaltensweisen abgestellt sind, auszuleben. Es ist ein Geben und Nehmen, dass sich im Zuge einer langen Aufbauphase jetzt im Älter werden bezahlt macht. Die Verhaltensweisen und Körperbewegungen des Hundes werden sicher gezeigt. Die ständige Fragerei über die Leine entfällt. Der Hund zeigt sichere Verhaltensweisen beim Verlust des Scent. Der Satz "Trust your Dog" gewinnt für mich an Bedeutung. Die Ausbildungswege werden klar und ermöglichen es weitere Teams sicher auf die Spur zu setzen. Die Tendenz eines Ghosttrails sinkt, da der Hund sich auf bei einem Unknown Trail recht auffällig verhält.

Zum guten Schluss: Wir als Mensch müssen unseren Kontrollzwang über Bord werfen. Wir haben das Problem, dass wir mit der intuitiven Arbeit eines Hundes recht große Schwierigkeiten haben, da viele Verhaltensweisen von uns falsch interpretiert werden. Auf eine Spur zu kommen ist einfach, dass zeigen uns die Hunde jeden Tag in Vollendung. Das wir gezielt und einfach die Sinne des Hundes nutzen, ist für mich die Schwierigkeit.
Grüße

Holmes

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Re: Galoppierende Beagle - Zeichen für Spur verloren?

Beitragvon Reddog » 23. November 2009 10:16

Hallo Andreas,

Ich hatte dieses vereinfacht dargestellt wegen den sog. Lernwiderständen. Wenn wir über Widerstände reden, müssen wir auch verdeutlichen können, welchen Begriff oder welche Vorstellung wir von Lernen haben. Wenn wir über "Lernen" reden, reden wir eigentlich immer über unser eigenes Lernverständnis. Genau dieses Phänomen wird allzu häufig auf das hundliche lernen übertragen. Und dem wollte ich vorbeugen.
Mit freundlichen Gruss
Reddog


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Re: Galoppierende Beagle - Zeichen für Spur verloren?

Beitragvon Holmes » 23. November 2009 14:02

Wie Lernen funktioniert hat Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer in seinem Buch Lernen, Gehirnforschung und die Schule des Lebens sehr anschaulich niedergeschrieben.

Das andere Lebewesen anders lernen und ihr Erlerntes anders umsetzen, ist nicht der Punkt. Wir haben von bestimmten Vorgängen eine festgefahrene Meinung und diese setzen wir in der Arbeit mit dem Hund um. Diese festgefahrene Meinung hält sich in vielen Bereichen sehr hartnäckig. Beispiele gibt es dafür genug.
Grüße

Holmes

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Re: Galoppierende Beagle - Zeichen für Spur verloren?

Beitragvon Reddog » 23. November 2009 16:21

Holmes hat geschrieben:Diese festgefahrene Meinung hält sich in vielen Bereichen sehr hartnäckig.

Also doch,- die Lernwiderstände!
Mit freundlichen Gruss
Reddog


Die Realität ruiniert einem immer wieder die Hoffnung, das der Mensch das Maß aller Dinge ist.
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Re: Galoppierende Beagle - Zeichen für Spur verloren?

Beitragvon Holmes » 23. November 2009 16:23

Nicht nur Lernwiderstände aus menschlicher Perspektive - auch Unwissenheit dessen, was der Hund wie tut.
Grüße

Holmes

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