Da ich nicht nur Trainer bin, sondern auch selber einen blinden Neufundländer traile, dachte ich mir, ich poste mal einen kleinen Erfahrungsbericht.
Die Arbeit mit blinden Hunden ist, gerade was das Mantrailing betrifft, IMAO nicht Großartigkeit anders als mit sehenden Hunden, wenn man einige grundlegende Dinge beachtet:
Zuerst ist natürlich die gesamte Gesinnung des Hundes zu betrachten. Manche Hunde ziehen sich in sich zurück, wenn die Blindheit plötzlich kommt, ist oft etwas anderes, wenn die Hunde von Geburt oder sehr früh erblinden. Also: Wie ist der blinde Hund drauf?
Dann sollte man, zum Wohle des Hundes, einige Kommandos einführen, mit denen man den Hund stressfrei lenken kann. Also ein "Vorsicht" vor unüberwindbaren Hindernissen. Ein "Stufe" vor Treppen, wegen mir auch "Stufe hoch", wenn es nach oben geht und "Stufe runter", wenn es nach unten geht. Da ist der Fantasie keine Grenze gesetzt. in meinem Fall ist es eben so, dass mein Kleiner ( ) sehr selbstbewusst ist und auch so sucht. Wenn ein Hindernis kommt und ich zu langsam schalte, dann geht er halt drüber oder nietet es um! Mein Pech, wenn ich dann hinterher muss... Ist also für meinen Hund nichts schlimmes, der Nachteil ist, dass der Fluß beim trailen darunter leidet...
Natürlich korrigiere ich meinen Hund auch über die Leine etwas. Wo Worte nichts mehr bringen (ist aber eine Gefühls-Sache!), pendel ich hinter ihm aus und ziehe die Leine fester an, sodaß er in die Richtung, die er eingeschlagen hat, nicht kommt. Hier kommt der oben genannte Punkt zum tragen, dass man schauen muß, wie der GHund drauf ist. Ein sensibler Hund, der eher ängstlich unterwegs ist wegen seiner Blindheit, bleibt bei angezogener Bremse (=Leine) eher stehen und läuft nicht weiter. Auch hier wäre der Fluß dahin...
Dann rede ich unter Umständen auf dem Trail mit meinem Hund. Ich bestätige ihn verbal, leise, flüsternd. Das kommt der Rückversicherung (die von ihm ausbleibt) und der Erkenntnis "Ah, HF kommt mit mir mit, also alles schön!" ungefähr gleich. Hier ist natürlich das Timing wichtig.
Alles in allem ist mit einem blinden Hund zu Arbeiten nicht wirklich viel anders, als es mit einem sehenden Hund, wie schon gesagt. Da Mantrailing eine Team Geschichte ist, kommt es letztlich immer darauf an, wie gut das Team miteinander harmoniert. Wenn also ein Mitglied des Teams Augen hat, reicht das für Beide, meine ich. Ich habe die Augen und das Gehirn, mein Hund die Nase und die Führung (meistens).
Bleibt noch zu sagen, dass (wie oben beschrieben) es schon wichtig ist, wann der Hund erblindet ist. Hier gibt es einfach den unterschied, ob der Hund schon immer seine Nase und die anderen Sinne verstärkt einsetzen musste oder ob er das erst lernen musste. Ich habe bei meinem Hund auf jeden Fall den Eindruck, dass seine (zugegeben große9 nase bestens zum trailen geeignet ist. Er ist mit Feuereifer dabei, weil er arbeiten darf und nicht abgeschoben ist, weil behindert. Mantrailing mit einem blinden Hund kann ich jedem empfehlen!
Hatte ich erwähnt, dass ich mit meinem Hund die grüne Prüfung Stadt (=Grün B) bereits abgelegt habe? Das ist die dritte Prüfungsstufe nach K-9 Richtlinien und kein Kindergeburtstag mehr... Bin schon stolz auf mein Schäfle...
Bis bald und viel Spaß